Nr. 171 – Illicit Financial Flows

Afrikas Staaten mit ihren teilweise gewaltigen Rohstoffvorkommen verlieren gemäss dem Mbeki-Report aus dem Jahr 2015 jährlich 50 Milliarden USD, die über sogenannte Illicit Financial Flows aus ihren Volkswirtschaften abgezogen werden. Bei ihrer relativ geringen Wirtschaftskraft ist das anteilmässig mehr als dies bei anderen Entwicklungs- und Schwellenländern
der Fall ist. Wir gehen der Frage nach, was denn genau unter Illicit Financial Flows (IFF) verstanden wird und beleuchten deren Auswirkungen.

Editorial
Susy Greuter

Illicit Capital Flows (IFF)
Bedeutungsvoller Definitionsststreit

Was sind Illicit Financial Flows? Bruno Gurtner vom Tax Justice Network führt in die Vielfalt der Mechanismen ein, mit denen Gewinne verschoben und Steuern optimiert werden. Er plädiert für eine breite Definition, nach der nicht statthaft ist, was die Steuereinnahmen in den betroffenen Ländern schmälert.

Besteuerung und Kapitalflucht aus Afrika
Die Steuervermeidungsindustrie

Ein weltweites Netzwerk von Offshore-Finanzzentren, sogenannten Steuerparadiesen, ermöglichen es reichen Eliten und multinationalen Unternehmen bedeutende Vermögen aus Afrika abzuleiten. Gemessen an der Grösse ihrer Wirtschaft verlieren afrikanische Länder mehr durch die Steuerhinterziehung von Unternehmen als Länder in anderen Teilen der Welt. Eine ganze Industrie ist damit beschäftigt, Kapitalflucht, Steuerhinterziehung und anderes zu ermöglichen. Odd-Helge Fjeldstad beschreibt die entscheidende Rolle, welche den international tätigen Finanzdienstleistern dabei zukommt, und er fordert eine bessere Regulierung dieses Sektors. Dass unter ihnen an zentraler Stelle Schweizer Banken zu finden sind, kann kaum überraschen.

Die Auswirkungen von Illicit Financial Flows im Süden
Ressourcen sollten für Gender-, ökonomische und soziale Gerechtigkeit eingesetzt werden
Attiya Waris, Wirtschaftsdozentin in Nairobi, zeigte in einem umfangreichen Policy-Brief die Machtlosigkeit auf, in welche die noch immer tolerierte Möglichkeit, Gelder in die Steuerparadiese des Nordens zu leiten, die Länder des Südens treibt. Dabei sind ihre Ressourcen und Arbeitskräfte Quelle dieser Mittel. Dazu kommt die Komplizenschaft der lokalen Eliten, deren Teilhabe an der Plünderung zur Selbstbehauptung wurde. In diesem Schacher kommen die sozialen und wirtschaftlichen Rechte der Armen, insbesondere der Frauen unter die Räder, wie folgende Auszüge aus dem Artikel aufzeigen.

Armut inmitten von Überfluss
Liberia hat wenig von seinem Holzreichtum

In diesem Artikel macht Alloycious David unlautere und gesetzeswidrige Geldströme sichtbar: das Verschwinden grosser Beträge, mutmassliche Geschenke für willfährige Gesetzesbeugung und Steuerschulden sowie Wertbeteiligungen. Die Holzwirtschaft in Liberia ist ein Beispiel für die Komplizenschaft der Eliten armer Länder mit international vernetzten Kapitalgebern. Parlamentarier und Verwaltungsgrössen sind Minderheitsaktionäre der zahlreichen Firmen, die mit Hilfe multinationaler Holzhandelskorporationen gegründet wurden. Wohin die erlassenen oder einfach nicht gezahlten Abgaben für die Holzextraktion letztendlich fliessen, blieb den Recherchierenden verschlossen.

Afrika in Kürze
Eine Übersicht über aktuelle Themen

Zusammengestellt von Susy Greuter

Ein Besuch in Bisha
Eritreas Modell für Drittwelt-Länder

Auf den ersten Blick scheint Eritrea ein rohstoffarmes Land zu sein. Doch dieser Eindruck trügt. Schon während der kurzen italienischen Kolonialzeit wurde im kleinen Rahmen Gold gefördert, Kali abgebaut und nach Erdöl gebohrt. Mit dem Ende der Kolonialherrschaft kam während den Jahrzehnten der Zwangsföderation mit Äthiopien und des anschliessenden Befreiungskampfes dieser Abbau zum Erliegen. Hans-Ulrich Stauffer hat das Bergbaugebiet von Bisha besucht.

Literatur und Musik. Besprechungen von Neuerscheinungen
Mit Beiträgen von Elisa Fuchs, Caro van Leeuwen, Barbara Müller und Pius Frey

Frieden zwischen Eritrea und Äthiopien
Hans-Ulrich Stauffer hat eine Dokumentation zu den jüngsten Entwicklungen zusammengestellt.