Fussball gehört vielleicht zu den grossen Kulturleistungen der Menschheit, vermag er doch Testosteronschübe und unnötige Territorialkämpfe, die daraus immer wieder zu entstehen scheinen, zu kanalisieren. Dass diese heilsame Erfindung inzwischen auch wirtschaftlich usurpiert wird, mag einigen den Sport vergällen, doch die kommerzielle Verwertung scheint seiner herausragenden Position im gesellschaftlichen Diskurs kaum zu schaden. Fussballnachrichten kommen vielerorts nahe an den Rang der Börsenkurse in den täglichen Meldungen heran. Mit dem Ruhm, den international gefragte Spieler erlangen, droht der Spielcharakter allerdings für die jungen Sportler:innen rasch zweitrangig zu werden: Eine Karriere als Fussballer scheint gerade unter jungen Männern aus Afrika, sei es auf dem Kontinent oder in der Diaspora, vielversprechender als jedes Bildungsprojekt. Das Thema Sport lädt folglich ein, den Blick auf die Sportindustrie zu lenken, und nicht nur das – der Sportbetrieb bietet sich auch als Sinnbild an, um Nord-Süd-Beziehungen zu diskutieren.
„Nr. 184 – Die politische Ökonomie des Sports“ weiterlesen