Nr. 159 – Migration und Xenophobie

bulletin_159_coverZum vierten Mal organisiert das Afrika-Komitee in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Afrikastudien Basel und der KEESA (Kampagne für Entschuldung und Entschädigung im südlichen Afrika) eine Tagung. Dieses Jahr setzen sich die eingeladenen Aktivisten und Akademikerinnen mit dem aktuellen Thema Migration und Xenophobie in Südafrika und in der Schweiz auseinander. Mit fünf Beiträgen zum Thema aus der Feder von Elísio Macamo, Stephen Gelb, Sithembiso Zwane, Daniela Zimmermann, Prince Asamoah und Mohamed Wa Baile bereitet dieses Heft auf die Tagung vor.

Das Redaktionskomitee bedankt sich herzlich bei allen, die zum Entstehen dieses Hefts beigetragen haben. Mit diesem Heft verabschieden wir uns wieder vom inklusiven grossen I (LeserInnen) zu Gunsten einer eleganteren Form. Zukünftig wird in jedem Beitrag zu Beginn einmal die weibliche und die männliche Form gebraucht und danach in lockerer Folge zwischen den beiden gewechselt.

Editorial
Barbara Müller

Der Fluch der Reisepässe
Ein Dokument bestimmt unsere persönliche Freiheit

Wer Grenzen überschreiten möchte, muss einen Pass bei sich tragen. Doch dieses Dokument öffnet nicht allen Menschen in gleicher Weise Türen. Der Soziologe Elísio Macamo sinniert über die Geschichte des Reisepasses und beklagt die fehlende Moral in der Migrationspolitik.

Xenophobe Gewalt in Südafrika
Ungleichheit bewirkt mehr Frustration als Armut

Im März 2015 kam es in vielen südafrikanischen Townships erneut zu Gewalt gegen Migranten und Migrantinnen. Nach den xenophoben Attacken des Jahres 2008 hatte es die Regierung versäumt, geeignete Massnahmen zu ergreifen. Auch dieses Mal beschränkte sie sich darauf, mit polizeilichen Mitteln und Repression gegen die oft illegalen Einwanderer zu reagieren. Stephen Gelb beschäftigt sich in seinem Artikel mit der Wut der Armen und macht Vorschläge für wirksame Strategien.

Aus theologischer Sicht
Reflexionen über Xenophobie in Südafrika

Die ersten Gewaltausbrüche gegen Fremde im März 2015 gingen von Pietermaritzburg in der Provinz KwaZulu-Natal aus. Dort befindet sich auch das Ujamaa-Zentrum für Gemeinschaftsentwicklung und Forschung an der Schule für Religion, Philosophie und Klassische Studien der Universität von KwaZulu Natal. Pfarrer Sithembiso Zwane, der Verfasser dieses Artikels, wirkt dort als Programmkoordinator. Die fremdenfeindliche Gewalt stellte das Zentrum vor grosse Herausforderungen. Es hat darauf eine unmissverständliche Antwort gegeben.

Xenophobie in Südafrika
Ausländer als Sündenböcke

Der Zustrom von nationalen und internationalen Migranten und Migrantinnen nach dem Ende der Apartheid macht die Städte Südafrikas zu einem sozial umkämpften Raum. Das Resultat sind regelmässige Diskriminierung, Intoleranz und Gewalt gegen geschätzt drei Millionen Immigranten, die im Land leben. Nach den xenophoben Ausschreitungen von 2008 gab es etliche Erklärungsversuche. Prince Asamoah und Daniela Zimmermann geben einen Überblick über die verschiedenen Ansätze und Hypothesen zu den Ursachen dieser fremdenfeindlichen Gewalt.

Xenophobie in der Schweiz
Fehlendem Respekt von heute entspringen Konflikte von morgen
Eines Abends, als Mohammed Wa Baile auf dem Arbeitsweg von der ETH Zürich zum Central die Polybahn benützte, sass er neben einem Jungen und dessen Vater. Der Junge schaute ihn für eine Sekunde an, drehte sich dann zu seinem Vater und meinte: «Mama hat mir gesagt, es gibt einen schwarzen Mann, der Kinder stiehlt.» Diese Kinderschreckfigur ist für Menschen mit dunkler Hautfarbe ein Affront, auch wenn sie ursprünglich möglicherweise auf die Schornsteinfeger zurückgeht. Für Schwarze ist es in der Schweiz Alltag, von der Polizei aufgrund der Hautfarbe angehalten zu werden. Als Betroffener schreibt Mohamed Wa Baile auch aus persönlicher Erfahrung.

Afrika in Kürze
Eine Übersicht über aktuelle Themen

Susy Greuter

Literatur und Musik. Besprechungen von Neuerscheinungen
Mit Beiträgen von Susy Greuter, Caro van Leeuwen, Natalie Tarr und Pius Frey.

Aktualität:
Marikana-Bericht: eine Schande

Am 16. August 2015 jährte sich zum dritten Mal das Massaker an Minenarbeitern im südafrikanischen Marikana. Nun wurde endlich der Untersuchungsbericht veröffentlicht. Betroffene Mienenarbeiter sagen, die erhoffte Gerechtigkeit sei ausgeblieben, denn der Bericht macht niemanden für die Morde verantwortlich und erhebt gegen niemanden Klage. Barbara Müller gibt Einblick.