Nr. 153 – Soziale Bewegungen

Titelblatt Afrika-Bulletin Nummer 153Die Idee für dieses Themenheft entstand im Rahmen eines Doktorandenworkshops am Zentrum für Afrikastudien Basel, in dem sich die TeilnehmerInnen mit sozialen Bewegungen aus sozialwissenschaftlicher Perspektive auseinandersetzten. Im Zentrum stand die Frage, inwieweit die mediale Berichterstattung und die Art und Weise, wie die heutigen Bewegungen durch die Wissenschaft konzeptualisiert werden, deren Gestalt prägen. Welchen Einfluss hat die Haltung der Forschenden zu den Protestierenden auf ihre Wahrnehmung und welches Verständnis von Zivilgesellschaft liegt dieser Haltung zu Grunde? Zwei der Beiträge im vorliegenden Heft (Joschka Philipps und Ineke van Kessel) basieren auf den Beiträgen zum Workshop. Sie werden ergänzt durch einen Beitrag von Lisa Rimli zu Protestbewegungen in Angola.

Das Redaktionskomitee bedankt sich herzlich bei allen, die zum Entstehen dieses Hefts beigetragen haben.

Editorial
Susy Greuter

Was bewegt soziale Bewegungen?
Eine Annäherung an ein aktuelles Phänomen
Vor dem Hintergrund historischer Beispiele wird aktuellen Protestbewegungen oftmals vorgehalten, es fehle ihnen an Zielgerichtetheit. Entscheidend mag jedoch sein, dass sie das Potential von Gesellschaften aufzeigen, Kritik zu üben. Elísio Macamo führt ins Thema ein.

Proteste, soziale Bewegungen und ihre BeobachterInnen
Wie die globale Berichterstattung Afrikas Protestbewegungen beeinflusst
Die mediale Berichterstattung zu politischen Protesten schwankt zwischen gut zu vermarktenden Extremen: einerseits die Hoffnung auf politischen Wandel, andererseits die Enttäuschung über dessen Ausbleiben. Übersehen wird dabei, dass die Medien häufig kalkulierter Teil der Proteste sind. Beispiele aus Guinea und Uganda machen deutlich, dass Demonstrierende sich direkt auf die Fernsehbilder und Berichte aus anderen Teilen der Welt beziehen, und dass sie ihre Proteste teilweise gezielt auf ein globales Publikum ausrichten. Joschka Philipps beleuchtet, was dies für unsere Position als vermeintlich unbeteiligte BeobachterInnen bedeutet.

Die südafrikanische Befreiungsbewegung
Wurden ihre Ideen verraten oder das Ziel erreicht?
Wie sehen Südafrikas einstige AktivistInnen die Entwicklung ihres Landes nach dem Ende der Apartheid? Sind die Ziele des Kampfes gegen die Apartheid ihrer Ansicht nach erreicht? Oder fühlen sie sich in ihren einstigen Idealen betrogen? In den 1980ern ging für die AktivistInnen das Gleichheitsprinzip sehr viel weiter als die rechtliche Gleichstellung; es zielte auf materielle Gleichheit und eine massive materielle Umverteilung. Die Historikerin Ineke van Kessel hat AktivistInnen, die sie erstmals zwischen 1990 und 1992 interviewte, erneut zu ihren Ansichten befragt.

34 Jahre sind zu viel
Angolas Protestbewegung der frustrierten Jugend
Lisa Rimli dokumentierte als Angola-Beauftragte von Human Rights Watch die jüngste Protestbewegung und Repressionswelle. Sie hat in den letzten Jahren mit Dutzenden der jungen AktivistInnen im Land gesprochen und mehrere Demonstrationen beobachtet. Sie beantwortet hier eine Reihe von Fragen, die Susy Greuter ihr stellte.

Afrika in Kürze
Eine Übersicht über aktuelle Themen

Susy Greuter
Hintergrundbericht zur aktuellen Lage in Mozambique
Elísio Macamo

Von der Schweiz und ihren Frauen
Kapverdischer Künstler dreht Perspektive um
Es geschieht nicht alle Jahre, dass ein Autor aus Afrika der Schweiz einen Erzählungsband widmet. Die «Contos de Basilea», in denen der kapverdische Künstler Tchalé Figueira seine Erinnerungen an die in Basel verbrachten Jugendjahre literarisch verarbeitet, bieten somit nicht nur eine unterhaltsame Lektüre – findet Roberto Zaugg – sondern gleichzeitig auch eine nicht alltägliche Gelegenheit für eine Diskussion zur Wahrnehmung der Schweiz im lusophonen Westafrika.

Literatur und Film. Besprechungen von Neuerscheinungen
Juila Büchele und Susy Greuter

Aktualität:
Tagung «Landkonflikte im südlichen Afrika»
Bericht von Barbara Müller über die Veranstaltung in Basel vom 15. und 16. November 2013.