Eine grüne Wirtschaft, der Schutz der Natur, die Erhaltung der Artenvielfalt – all dies sind Ziele, die die meisten von uns hochhalten. Doch wie dieses Heft an verschiedenen Beispielen aufzeigt, haben Massnahmen zur Erreichung dieser Anliegen oftmals schwerwiegende negative Folgen für die Menschen in den betroffenen Gebieten.
Das Redaktionskomitee bedankt sich herzlich bei allen, die zum Entstehen dieses Hefts beigetragen haben.
Editorial
Veit Arlt
Zweischneidiger Naturschutz
Die Mächtigen drücken sich um die Nachhaltigkeit
Den Schutzgebieten, den Nationalpärken und schliesslich der Biodiversität droht der Kollaps. Damit es nicht soweit kommt, müssen vorab die Armut bekämpft, Menschenrechte respektiert und Geld bereitgestellt werden, reklamieren WissenschaftlerInnen am World Parks Congress in Durban 2003. Auch gute zehn Jahre später, im Hinblick auf den Kongress in Sydney 2014, hat diese Mahnung nicht an Aktualität verloren, meint Ruedi Suter.
Der Masoala Nationalpark in Madagaskar
Die Interessen der betroffenen Bevölkerung werden nicht genügend gewahrt
Madagaskar gehört zu den Ländern Afrikas, in denen sich vor allem ausländische Investoren unter meist völlig intransparenten Bedingungen grosse Landstücke zwecks Ausbeutung der natürlichen Ressourcen aneignen. Da die Insel im Indischen Ozean für ihre aussergewöhnliche Biodiversität weltberühmt ist, wurden seit Mitte der 1980er Jahre (unter dem Druck ausländischer Finanzgeber) zusätzlich grosse Gebiete unter Naturschutz gestellt. Eva Keller und Esther Leemann zeigen am Beispiel des Masoala Nationalparks auf, welche gravierenden ökonomischen und sozialen Konsequenzen die Schaffung eines solchen Schutzgebiets zeitigen kann.
Zimbabwes Nationalpark Gonarezhou
Ein Beispiel unter vielen
Die südwestliche Ecke Zimbabwes ist einbezogen in die Diskussionen um grenzübergreifende Wildpärke, die sogenannten «Peace Parcs». Bereits zu Zeiten des Befreiungskrieges und der Apartheid wurde der Gonarezhou zeitweise grosszügig erweitert, um mit dem Sengwe Korridor die «Lücke» zum Krügerpark zu schliessen. Militärische Interessen spielen bei diesen Überlegungen keine geringe Rolle. Doch auch die materiellen und kulturellen Verluste der Zivilbevölkerung, die sich keine Safaris leisten kann, jedoch traditionelle Überlebensstrategien an diese Gegenden knüpft, dürfen nicht vergessen werden, schreibt Susy Greuter.
Die grüne Wirtschaft
Eine globale Lösung zur Rettung der Welt?
Mehr als anderswo auf dem Kontinent wird im südlichen Afrika Kapital aus der Natur geschlagen. Die Zahl privater BetreiberInnen von Wildtierfarmen sticht genauso heraus wie die Grösse der grenzüberschreitenden Peace Parks oder der Beschäftigungsprogramme für ökologische Massnahmen. Vordergründig scheint die Ökonomisierung von Natur gut zu spielen und sich als Erfolgsmodell anzubieten. Doch wie Luregn Lenggenhager und James Merron aufzeigen, zementieren die Massnahmen Machtverhältnisse. Die lokale Bevölkerung hat nur sehr beschränkten Einfluss auf die Weichenstellungen zur eigenen Zukunft.
Afrika in Kürze
Eine Übersicht über aktuelle Themen
Susy Greuter und Hans-Ulrich Stauffer
Organisierte Verantwortungslosigkeit
Enthüllung der Untersuchungskommission nach dem Marikana Massaker in Südafrika
Bei einem Streik im südafrikanischen Marikana erschoss die Polizei am 16. August 2012 34 Arbeiter. Nach dem Massaker wurde eine Untersuchungskommission eingesetzt, um die schockierenden Ereignisse aufzudecken. Bisher identifizierte sie 60 Personen, die des Mordes angeklagt werden sollen, berichtet Esther Uzar, die die Untersuchungen verfolgte.
Literatur und Film. Besprechungen von Neuerscheinungen
James Merron, Barbara Müller und Hans-Ulrich Stauffer
Aktualität:
Tagung «Sozialpolitik und Wohlfahrtsregime in Afrika»
Ankündigung der Tagung an der Universität Freiburg i.Ü. vom 12. September 2014.