Nr. 155 – Bergbau und Demokratie im südlichen Afrika

bulletin_155_coverDer Run auf die Bodenschätze Afrikas war charakteristisch für die Ära des Kolonialismus; die alten Kolonialmächte wetteiferten damals untereinander um den Zugang zu den Reichtümern des Kontinents. Ein Blick auf die Entwicklungen der letzten Dekaden zeigt, dass die mineralischen und agrarischen Rohstoffe Afrikas stärker als je zuvor im Visier ausserafrikanischer Akteure stehen.

Das Redaktionskomitee bedankt sich herzlich bei allen, die zum Entstehen dieses Hefts beigetragen haben.

Editorial
Barbara Müller

Die Zukunft Mozambiques
Die Herausforderungen einer rohstoffbasierten Wirtschaft
Mozambique gilt als einer der seltenen Fälle wirtschaftlichen Erfolgs in Afrika. In Verbindung mit Zuflüssen von ausländischen Direktinvestitionen ist die Wirtschaft über einen längeren Zeitraum in hohen Raten gewachsen. Erleben wir hier ein Wirtschaftswunder oder stehen wir vor einer Fata Morgana? Der Beitrag von Carlos Nuno Castel-Branco verdeutlicht, dass die Antwort auf diese Frage vom intellektuellen Ansatz und der politischen Prioritätensetzung abhängt.

Augenschein im alten und neuen Copperbelt Zambias
Auswirkungen des globalen Rohstoffbooms auf Alltag und Umwelt

Steigende Rohstoffpreise haben zu einem Boom in der Bergbauindustrie Zambias geführt. Diese liegt seit Ende der 1990er Jahre in den Händen internationaler Konzerne. Auf einer Forschungsreise durch den Copperbelt und die Nordwestprovinz Zambias ging Rita Kesselring der Frage nach, welchen Nutzen das Land und die lokale Bevölkerung aus dem Boom ziehen. Ihr Fazit ist ernüchternd.

Uran in Namibia
Segen oder Fluch?

Uranabbau in Namibia geht auf die Zeit der illegalen Besetzung durch Südafrika zurück. Damals fehlten Schutzbestimmungen für die Arbeiter. Ihre gesundheitliche Gefährdung bleibt jedoch auch in der postkolonialen Ära ein Thema, wie Bertchen Kohrs anschaulich darlegt. Der Staat ist gefordert entsprechende Schutzmasssnahmen einzufordern, verfügt jedoch kaum über die dazu nötigen Mittel.

Post-Apartheid Bergbau in Südafrika
Spannungen und Misstrauen prägen die Arbeitsbeziehungen

Das Massaker der südafrikanischen Sicherheitskräfte vom 16. August 2012 an 34 streikenden Minenarbeitern in Marikana war für viele Menschen ein Schock. Niemand hätte gedacht, dass sich nach Sharpeville 1960, wo 69 Demonstrierende erschossen wurden, solches wiederholen könnte, schon gar nicht im demokratischen Südafrika. Marikana warf ein Schlaglicht auf die inhumanen Bedingungen rund um die südafrikanische Bergbauindustrie, an deren Strukturen sich auch zwanzig Jahre nach dem Ende der Apartheid nichts Grundlegendes verändert hat. Doch die ArbeiterInnen treten zunehmend dagegen an, wie Urs Sekingers Bericht aufzeigt.

Informeller Bergbau in Zimbabwe
Plädoyer für eine Formalisierung
In der Rhetorik des zimbabwischen Befreiungskampfes kam der Bergbau kaum vor. Auch nach der Unabhängigkeit 1980 beliess es Präsident Mugabe beim Status quo: Schwarze ZimbabwerInnen standen den etablierten Minen weiterhin als billige Arbeitskräfte zur Verfügung. Weil der Bergbau viel Kapital und technische Expertise verlangte, blieb Unternehmertum in diesem Sektor den weissen ZimbabwerInnen vorbehalten. Erst mit dem Strukturanpassungsprogramm der frühen 1990er Jahre wandte sich eine bedeutende Zahl von ZimbabwerInnen als Überlebensstrategie dem informellen Bergbau zu, schreibt Farai Maguwu.

Afrika in Kürze
Eine Übersicht über aktuelle Themen

Susy Greuter und Hans-Ulrich Stauffer

Literatur und Musik. Besprechungen von Neuerscheinungen
Beatrice Felber, Pius Frey, Susy Greuter, Barbara Müller und Hans-Ulrich Stauffer

Aktualität:
Begegnungen mit der Journalistin Ruth Weiss und ihrem Tonarchiv

Anlässlich des 90. Geburtstags von Ruth Weiss zeigten die Basler Afrika Bibliographien eine Ausstellung mit Tonaufnahmen aus deren vielschichtigem Arbeitsarchiv. Sie zeichneten damit ein akustisches Porträt der Journalistin «bei der Arbeit».