Nr. 157 – Religion und Politik – eine brisante Mischung

bulletin_157_coverReligion und Politik scheinen Kräfte freizusetzen, die in gleichem Masse imstande sind, Böses und Gutes zu tun. Unter welchen Bedingungen Religion und Politik positive Kräfte freisetzen? Die Frage ist umso wichtiger, als überall auf der Welt, wo eifrig agierende Menschen Religion und Politik mischen, es immer wieder zu blutigen Vorfällen kommt. Versuche, die Politisierung von Religion zu verstehen, die in Gewalt ausartet, legen den Finger auf prekäre Lebensbedingungen und auf westliche Heuchelei in weltpolitischen Fragen. Dies wird möglicherweise der Komplexität der Frage nicht gerecht. Vielleicht kann dieses Heft Anhaltspunkte aufzeigen.
Editorial
Elísio Macamo

Politik und Religion
Eine lange vernachlässigte Gestaltungskraft
Religion geschieht nicht im luftleeren, spirituellen Raum. Sie beeinflusst das gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Umfeld der Menschen und wird ihrerseits von diesem beeinflusst. Diese Binsenwahrheit trifft auch auf die Missionstätigkeit zu. Joe Elsener schreibt aus langjähriger Erfahrung als Missionar in Zimbabwe und im Innerschweizer Mutterhaus.

«Winning the Nation»
Afrikanische Pfingstbewegung und politische Praxis

Da für unsere Medien eine eher tabuisierte, ja peinliche Welt, ist der teilweise weitreichende gesellschaftliche Einfluss evangelikaler Kirchen in Afrika uns wenig gegenwärtig. Der kämpferische Gebrauch ihrer Bildwelten und Interpretationen auch in der Politik hebt sie allerdings aus der Unschuld abgegrenzter gesellschaftlicher Kreise heraus, wie Andreas Heuser anhand der Pfingstbewegung aufzeigt.

Islam und Staat im subsaharischen Afrika
Eine vergleichende Perspektive

Obwohl weder das Christentum noch der Islam ethnische Glaubensrichtungen sind, sind Religion und Ethnizität in Afrika eng miteinander verbunden. Das Problem liegt nicht in der Religion per se, sondern in ihrer Instrumentalisierung für andere Zwecke. Hierbei spielen zentrale soziale Kräfte eine Rolle. Mit einem vergleichenden Blick auf die Dynamik der Beziehung zwischen Islam und Staat im Sudan, in Nigeria und in Kamerun geht der Historiker Adama Ousmanou den Ursachen und den Mechanismen der Krisen in diesen Ländern nach.

Senegals Sufi-Orden
Stabilitätsfaktor in der nationalen Politik

Seit der Kolonialzeit spielen die Sufi-Orden eine wichtige Rolle im politischen System Senegals. Rüdiger Sesemann beschreibt differenzierend die «entente cordiale» zwischen Marabouts und Staatspräsident, ein Arrangement zum gegenseitigen Nutzen, das ein hohes Mass an Stabilität garantiert und salafistischen Parolen wenig Raum bietet.

Afrika in Kürze
Eine Übersicht über aktuelle Themen

Susy Greuter und Hans-Ulrich Stauffer

Burkina Faso
Die kurze Revolution
Nach dem Aufstand vom 30. und 31. Oktober 2014, der die Demission und Flucht des früheren Präsidenten Blaise Compaoré auslösten, hat der Oberstleutnant Yacouba Isaac Zida – mit der moralischen und politischen Rückendeckung von Parteien und Organisationen der Zivilgesellschaft – die Macht ergriffen, schreiben Kollo Sanou und Alfred Thierry aus Ouagadougou. Das Vertrauen in das Militär scheint jenes gegenüber PolitikerInnen zu übertreffen, müssen wir aus dieser Entwicklung schliessen und hoffen, dass sich die BürgerInnen darin nicht täuschen.

Literatur und Film. Besprechungen von Neuerscheinungen
Beatrice Felber, Susy Greuter, Hans-Ulrich Stauffer

Aktualität:
Rückblick auf die Tagung «Die Bergbauindustrie im Südlichen Afrika»

Engagierte Diskussionen zwischen den eingeladenen Fachpersonen und AktivistInnen aus Südafrika, Swaziland und der Schweiz sowie den übrigen TeilnehmerInnen prägten die Tagung, die vom 7. bis 9. November 2014 in den Basler Afrika Bibliographien stattfand.