Nr. 175 – Quo vadis Südafrika?

CoverDas Jahr 1994 hat das Bild Afrikas in besonderer Weise geprägt: mit dem Völkermord in Ruanda einerseits und dem Ende der Apartheid andererseits. Beide Ereignisse liegen jetzt 25 Jahre zurück, beide sind mit starken Emotionen verbunden und haben übertrieben positive wie übertrieben negative Vorstellungen über den Kontinent genährt. Das vorliegende Afrika-Bulletin ist dem Südafrika von heute gewidmet. Es überlässt das Wort Südafrikanerinnen und Südafrikanern, die aus einer aktivistischen beziehungsweise reflektierenden Perspektive auf ihr Land und seine Probleme blicken.

Das Heft ist in Zusammenarbeit mit der KEESA entstanden, die Anfang Dezember mehrere dezentrale Veranstaltungen zu Südafrika organisiert (für aktuelle Informationen siehe www.apartheid-reparations.ch).

Editorial
Barbara Müller

25 Jahre nach der Apartheid
Junge Schweizerinnen und Schweizer kommentieren

Anna-Sophie Hobi wollte wissen, was junge Menschen in ihrem Umfeld zum Thema 25 Jahre demokratisches Südafrika und zur Rolle der Schweiz während der Apartheid zu sagen haben. Das Fazit ist – nicht ganz überraschend – ziemlich ernüchternd. Immerhin sind die Befragten der Meinung, dass sie eigentlich mehr wissen sollten.

Prozess gegen das Erbe der Apartheid im Goldbergbau
Aussergerichtlicher Vergleich zugunsten der Bergarbeiter
Der südafrikanische Anwalt Charles Abrahams hat die Entschädigungsforderungen von an Silikose und Tuberkulose erkrankten Bergarbeitern im Goldbergbau während mehreren Jahren hartnäckig vorangetrieben und zu einem erfolgreichen Abschluss geführt. Ein aussergerichtlich getroffener Vergleich spricht den Bergarbeitern jetzt Entschädigungen zu. Abrahams beschreibt den Prozess, der zu diesem einmaligen Ausgang führte. Dank dem getroffenen Vergleich haben die betroffenen Bergarbeiter jetzt die Aussicht, nach langer Zeit entschädigt zu werden.

Abahlali baseMjondolo
Der Kampf für Land, Wohnraum und Würde
Die soziale Bewegung Abahlali baseMjondolo organisiert
die Bewohner und Bewohnerinnen von behelfsmässigen, oft ohne Bewilligung erbauten Barackensiedlungen. Sie setzt sich radikal für das Recht auf Wohnen und die Würde ihrer Mitglieder ein und ist deswegen heftiger, oft ungesetzlicher staatlicher Repression ausgesetzt, wie S’bu Zikode in seinem Beitrag ausführt.

25 Jahre demokratisches Südafrika
Die Sicht einer studentischen Aktivistin

Busisiwe Nxumalo war Aktivistin in den mächtigen südafrikanischen Studierendenbewegungen #feesmustfall und #rhodesmustfall. 25 Jahre nach dem Ende der Apartheid blickt sie aus der Sicht einer jungen Frau auf ihr Land. Es ist ein Blick voller Zorn, der nach wie vor bestehende Ungerechtigkeiten anprangert und ein Gefühl des Betrogenseins zum Ausdruck bringt. Sie spricht aus einer Position, die sich in die (familiäre) Tradition des Kampfes gegen die Apartheid einreiht und im Wissen um die Erwartungen, die mit dem Ende der Apartheid verbunden waren.

Was ist State Capture?
Jacob Zuma als Starzeuge vor der Zondo-Kommission
Die sogenannte State Capture beschäftigt Südafrikas Öffentlichkeit seit einigen Jahren mit immer neuen Enthüllungen. Der Artikel von Mark Swilling zeigt die systemische Natur der kriminellen Netzwerke auf, deren Zweck darin bestand, mithilfe eines eigentlichen Schattenstaates die staatlichen Ressourcen zu plündern. Die Zondo-Kommission ist daran, den Umfang der klandestinen Verbindungen aufzudecken und zu entwirren. Ob der Reinigungsprozess gelingt, ist angesichts der tiefen Verstrickung mit der Regierungspartei und alten, während der Apartheid geschaffenen, korrupten Netzwerken offen.

Afrika in Kürze
Ein Überblick zu aktuellen Themen
Mit Beiträgen von Susy Greuter, Barbara Müller und Hans-Ulrich Stauffer

Literatur und Musik
Buch- und CD-Besprechungen
Mit Beiträgen von Gertrud Baud, Pius Frey, Elisa Fuchs und Hans-Ulrich Stauffer

Ankündigungen
Veranstaltung: afriqu’à midi zum Thema Migration
Buch: Afrikanisch kochen (Neuauflage)
CD: Oliver Mtukudzi & The Black Spirits