Rundbrief Nr. 71, Mai 2018

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Editorial

Seit unserem letzten Rundbrief haben sich die Ereignisse überschlagen: Im November wurde der langjährige Präsident Mugabe mit Hilfe des Militärs von seinem langjährigen Mitstreiter Emmerson Mnangagwa zum
Rücktritt gezwungen. Der Rücktritt Mugabes wurde in Harare von über einer Million Menschen bejubelt. Einmalig die Bilder der Strassen und Plätze von Harare, voll mit feiernden Leuten. Im Februar starb der wichtigste Oppositionsführers Morgan Tsvangirai. In der Öffentlichkeit trauerten Hunderttausende um ihn. Eine neue Regierung wurde gebildet, allerdings mit altbekannten Gesichtern und ehemaligen Militärs. Die Regierung versprach viele Änderungen, hat aber noch wenig umgesetzt. Die Zusammensetzung der Regierung gibt eigentlich zu grosser Skepsis Anlass, sind doch die Herren (!) alle eng mit Mugabe verbunden gewesen und haben seine Politik mitgetragen und mitgeprägt. Trotzdem wird der Regierung immer noch viel Goodwill entgegengebracht und es werden grosse Hoffnungen in sie gesetzt. Erstmals seit Jahren zeigen sich reale Chancen auf eine Verbesserung der Lebensbedingungen.

Mit einer richtigen Politik sollte die Wirtschaft rasch wieder Tritt fassen. Die internationale Gemeinschaft hält zwar noch an den Sanktionen fest, wird diese aber aufheben, wenn die Wahlen (einigermassen?) fair und frei durchgeführt werden können. Bis jetzt hat sich allerdings trotz heftiger Kritik der Opposition an den Wahlvorbereitungen noch nichts geändert.

Wir dokumentieren in diesem Rundbrief unter anderem das letzte halbe Jahr, traditionell beginnend mit dem Rückblick von Ruth Weiss. Exponenten der Zivilgesellschaft von Zimbabwe beschreiben Entwicklungen und Einschätzungen verschiedener Ereignisse und ein Reisebericht vermittelt einen Eindruck von der Stimmung im Land.

Gertrud Baud, Mitglied des Vorstandes

Inhalt:

Editorial (Gertrud Baud)
Neun Tage, die Zimbabwe veränderten – oder auch nicht? (Ruth Weiss)
Mehr als eine Million jubelten – sie wollen Veränderung (Gertrud Baud)
Das grosse Dilemma (Eddie Cross)

ZIVILGESELLSCHAFT
WOZA: 18-year-old Activist Found – 82 in Custody Released
Zustand der Opposition im Hinblick auf Wahlen (Dewa Mavhinga)
Die Zivilgesellschaft im neuen Zimbabwe (Marcel Dreier)
The new Zimbabwe through youths‘ eyes (Tafadzwa Moyo)
Eindrücke von einer Reise im Februar und März (Eleonora Matare)
Kampf um erfolgreiche Schulabschlüsse in Matabeleland (Urs Gröhbiel)

WIRTSCHAFT
„We are open for business“ – Etikettenschwindel! (Eddie Cross)
Entwicklungsstaat oder räuberischer Staat (Rita Schäfer)

KULTUR
P. Gappah – Die Schuldigen von Rotten Row
Black Umfolosi

In eigener Sache